Bau Deinem Enkel mal eine Mamba

 

 

Nein - nicht die, die ist giftig und beißt!

Aber - fast alle von uns (etwas Älteren) haben mal einen Fesselflieger in der Hand gehabt. Das ist natürlich schon einige Jährchen her. Auch noch heute ist Fesselfliegen eine preiswerte und schnelle Art, Kinder an den Flugmodellsport heranzuführen. Kleine Elektromotoren ermöglichen schnellen Flugspass ohne wie früher minutenlang auf einem Selbstzündermotor einschlagen zu müssen.

Wir haben für die Schülerarbeitsgemeinschaft ein altes Modell ausgekramt, die MAMBA und etwas modernisiert. Das Ergebnis - die MAMBA 2.0 soll hier vorgestellt werden.

Die Tragfläche besteht aus 12 Rippen, die wir z.Z. mit einer Laseranlage schneiden können. Die vier Mittelrippen sind aus 3mm Balsa, die äußeren Rippen aus 1,5mm Abachi. Wir haben in der Schülerarbeit mit Abachi sehr gute Erfahrungen gemacht, denn dieses Holz ist stabiler und leistet nicht so geschickten Kinderhänden einen guten Widerstand. Da die Rippen gelasert sind, sollten die Brandrückstände mit 180er Schleifpapier beseitigt werden. Die Endleiste kann aus 3mm Balsa als ein Teil gefertigt werden. Ich verklebe hier aus Stabilitätsgründen gern eine 3x5mm Kiefernleiste. Dabei hefte ich die Leiste mit Tesa-Film bündig an das Balsa, knicke dann die beiden Teile um in den Knick Leim einzuführen. Das Ganze trocknet dann eine Nacht auf dem Baubrett und man erhält eine stabile und gerade Endleiste.

Die beiden Hauptholme werden nach Plan geschnitten und gut auf dem Baubrett fixiert.

Ich habe hier schon die tollsten Dinger mit "Wanderholmen" erlebt. Mit Holzresten lassen sich stabile Holmsicherungen erstellen. 

Die Rippen sollen senkrecht eingeklebt werden. Ein kleines Füsschen richtet die Rippen waagerecht aus. Wir haben kleine Winkel mit einer Balsagrundplatte gebaut, die einen sicheren senkrechten Einbau ermöglichen.

Es versteht sich fast von selbst, dass man nach jedem Einbauvorgang eine kurze Pause machen sollte, damit der Leim Zeit hat, ein wenig anzuziehen. Ansonsten wird mit dem Einbau einer neuen Rippe die Ausrichtung der vorherigen wieder zerstört.

Nach einer halben Stunde steht die Fläche und der ubere Gurt kann eingezogen werden.

Der Einbau der Endleiste ist mit etwas Fummelei verbunden. Hier sollte vielleicht Hilfestellung gegeben weden!

Wichtig für diesen Arbeitsgang ist, dass alle Klebungen gut ausgehärtet sind. Danach wird eine 6x6 Balsaleiste in die Nase eingeleimt. Achtung! Die inneren vier Rippen liegen nicht an der Nasenleiste an!

In die Lücke wird eine 1,5x3x100mm Leiste eingeklebt, die eine gute Auflage für die Beplankung schafft.

Jetzt ist der Rohbau in der ersten Stufe fertig und es kann mit der Beplankung begonnen werden.

Ich beginne mit der Beplankung vor den Hauptholmen. Jetzt leisten uns die beiden kleinen Hilfsleisten gute Dienste, denn die Beplankung liegt gut auf.

 

 

Die Steuerung braucht jetzt noch ein Widerlager. Dazu brechen wir  hinter den Hauptholmen einen Ausschnitt 5x10mm aus (ich fräse oder laser die Bruchlinie immer mit ein) und kleben eine Kiefern- oder Lindenleiste mit gleichen Abmessungen ein. Danach bohren wir die Aufnahme für die Drehachse. Erst jetzt werden die Füße abgebrochen, damit beim Bohren die Fläche noch waagerecht aufliegt!

Hintere Beplankung drauf und fertig ist die Fläche.

Jetzt müssen die Aussenrippen gefertigt werden. Ich Fräse sie gewöhnlich aus 8mm Balsaholz und sehe die Taschen für die Trimmung und die Leinenführung mit vor.

Trimmblei 5 - 8 Gramm. Die Leinenführung stelle ich aus 0,8 mm Stahldraht her. Ich habe mir ein Biegewerkzeug gedruckt, macht sich bei Serienfertigung immer gut. Zum Biegen und vor allem zum Abzwicken benötigt man gutes Werkzeug, Baumarktqualität kann man sich schenken. Ich habe zum Biegen seit meiner Jugend eine Zahnarztzange. Heute kann ich für diese Werkzeuge John Dee empfehlen!

Die Fräsungen sind 3mm breit und können sehr gut mit entsprechenden Holzresten verschlossen werden.

Die Aussenrippen sind mit 0,5 mm Übermaß gefertigt und werden nach dem Verkleben sauber eingeschliffen.

Der Rumpf bietet keine Probleme. Ich habe zwei Varianten je nach Motor. Zum Rundenfliegen reicht für den Beginner ein 2 Zellen Indoormotor. Sollte es etwas schneller gehen, dann z.B. mit einem Torcster Brushless Blue A2225/19-1350. Beide Motoren brauchen einen unterschiedlichen Rumpfkopf. Zur Stabilisierung werden die beiden 1mm Sperrholzaufleimer aufgebracht. Ich stelle beim Verkleben mit Schrauben in den Löchern eine exakte Passung her.

Bleibt noch der Hecksporn oder das Heckrad. Auch hier ist eine Tiefenfräsung vorgesehen. Von unten sichere ich mit einer 8x2mm Leiste.

Jetzt kann das Seitenruder, natürlich mit einem Ausschlag gegen die Flugmitte eingeklebt werden.

Jetzt ist Hochzeit angesagt!

Die Fläche sollte bei Verwendung von Frästeilen sauber in den Rumpf passen und wird winklig verklebt und schon steht die MAMBA im Rohbau fertig vor uns (das Höhenruder ist nur für das Foto eingesteckt und noch nicht verklebt).

Jetzt kann die MAMBA bespannt werden. Wir verwenden ORACOVER-Light Folie. Früher, als sich im Rumpfkopf noch ein Verbrenner befand, war natürlich Lack Pflicht, wollte man etwas länger Freude am Modell haben.

Im Zeitalter der Elektroantriebe verwende ich natürlich auch für den Rumpf Folie. Es macht sich aber gut, wenn man sich einen Zuschnittplan anfertigt, nachdem die Folie dann zugeschnitten wird. Es soll ja ein Maßanzug werden. Zudem wird Folie immer teurer und so tut jeder Verschnitt weh! Wie man auf dem Bild sieht, wird der Umriss mit 5 mm Übermaß zugeschnitten, um ein "Umbügeln" zu gewährleisten.

Eine Stunde später, und die MAMBA steht ausgehfertig vor uns. Das Höhenleitwerk wird bei uns in der Arbeitsgemeinschaft immer mit Tesafilm kristallklar 19mm anscharniert. Der Film hält auf die Folie sehr gut und ist fast unsichtbar.

Natürlich kann man eine Scharnierverbindung auch sofort beim Bebügeln einarbeiten. Dafür braucht man aber eine Menge Bügelerfahrungen, die bei unseren Teilnehmern noch nicht so ausgeprägt ist. Oder man verwendet wie ich Scharniere - Oldscool!

Jetzt geht es an die Außensteuerung. Das Steuerdreieck kann aus den unterschiedlichsten Materialien hergestellt werden, bei uns fräsen wir das Teil aus 1,5mm GfK Platten.

Drehachse und Seileinhängungen bekommen Messingbuchsen, purer Luxus, aber die Drehbank schreit nach Beschäftigung und droht mit einrosten.

Im Modell wird Stahllitze mit 0,5mm Durchmesser verbaut, die innen um 5mm Ösen gebogen werden und gecrimpt werden. Außen genügt eine einfache Schlaufe, in die die Einhänger greifen. Übrigens gibt es wieder SIG-Einhänger, die Stefan Graupner von SG Modellbau dankenswerter Weise importiert und jetzt ausreichend am Lager hat.

Die Schubstange besteht aus 2mm Carbon. Vorn wird ein M2 Kugelkopfgelenk verbaut, hinten genügt ein 1mm Stahl in einer Z-Biegung.

Für Anfänger hat sich bei uns die obere Bohrung im Anlenkhebel bewährt. Da erkennt man gerade oben und unten und trotzdem stresst das die lieben Kleinen schon ganz schön.

Das Fahrwerk ist eine eigene Philosophie. Das macht jeder anders und das kann auch jeder anders machen. Wir bauen Fahrwerke seit Bitterfeld immer nach dem gleichen Modus und was sich bewährt, soll man nicht ändern.

Die Räder schön groß, un schon wird so mache harte Landung ausgeglichen.

Nun wird die Elektronik eingebaut.

Wir verwenden eine Steuerung über einen Flyscy-Sender. Die Steuerung wird dabei von aussen vorgenommen, das vermittelt das echte Fesselfluggefühl und wir benötigen für die Arbeitsgemeinschaft nur einen einzigen Sender. Ist man in der Luft muss man eben durch. Natürlich beendet der Betreuer den Flug, wenn er sieht, dass  der Pilot überfordert ist, aber auch nur dann.

Als Motor dient ein Aussenläufer 24x4 oder ähnlich. Die Drehzahl sollte oberhalb 1500kV liegen, dann reicht ein Akku 2S 350mAh bequem für einen Flug von mehr als 3 Minuten! Immer daran denken, dass der Akku das gewicht des Modells bestimmt. Also lieber einmal mehr den Akku wechseln!!!

Den Akku befestigen wir mit Klettband einfach auf dem Tank, wir wollen ja (noch) keinen Rückenflug üben.

Für die Montage des Motors und der Komponenten verwenden  wir zwei Druckteile, einmal den Motorträger mit eingebauten Seitenzug und die Aufnahme für die Elektronik, die wir nach dem Vorbild des Fesselflugtanks gestaltet haben.

Das hat sich bewährt und damit hat auch jedes Modell die absolut gleichen Flugeigenschaften.

 

 

Ja, und damit ist auch unsere Mamba flugfertig. Der Propeller wird wie beim Indoorfliegen üblich mit einem Gummi montiert. Als Luftschraube hat sich eine 8x4 bewährt.

Wer einen Motor mit 2200kV verwendet, sollte mit der Luftschraube auf 7"x4" gehen.

Unser Modell fliegt in der Halle an einer 10m Leine. Wer mal im Video mitstoppen will, wir fliegen damit zwischen 6 und 7 Sekunden Rundenzeit, machbar für den Anfänger und dem Trainer.

Ich und mein Rücken freuen sich aber über jeden Schüler, den ich im Flug nicht mehr helfen muss. Man wird eben nicht jünger!

Die MAMBA kommt mit dieser Geschwindigkeit (etwas über 30km/h) sehr gut klar. Man könnte mit der Leinenlänge auch noch runter gehen, ohne dass man einen Drehwurm bekommt. Bei 7m Leinenlänge hat man dann einen Flugradius von 8m und erhält eine Rundenzeiten von knapp über 5s - ideale Kunstflugwerte.