China die dritte

Nie im Leben hätten wir uns träumen lassen, nun schon zum dritten Mal nach China zu reisen. Drohnen machen es eben möglich. Angelika war wieder als Schiedsrichter durch die FAI eingeladen worden und ich habe die deutsche Mannschaft betreut – mitreisender Ehemann klingt so doof.

Wir hatten wieder AirChina gebucht und waren erneut total begeistert. Was Platz und Service anbetrifft, können sich europäische Fluggesellschaften eine große Scheibe abschneiden, vom Preis gar nicht zu reden. Im Gegensatz zum vergangenen Jahr wurden nun auch die Koffer auf den Inlandsflug geroutet, so dass wir uns in Peking beim Umsteigen um nichts kümmern brauchten.

Natürlich erfolgt die Passkontrolle in China etwas strenger, Fingerprint, strammer Blick der Beamten und eine etwas unfreundliche Sicherheitskontrolle, der auch mein DutyFree Metaxa zu Opfer fiel. Der stand am Abend bestimmt auf einem Pekinger Tisch – Prost Genossen!

Im Ningbo wurden wir vom Flughafen abgeholt und auch in der Stadt für eine Nacht untergebracht. Die Hotels sind toll und für unsere Verhältnisse äußerst preiswert. Allerdings sind Gaststätten absolute Mangelware. Ein Hotel ohne Gaststätte – in Deutschland undenkbar.

Am nächsten Tag ging es dann zum Wettbewerbsort, eigentlich auch Ningbo aber eine Stunde Autofahrt entfernt. Die Dimensionen sind eben hier etwas anders. Da fährt man auch schon mal eine  Weile, ohne einen Menschen oder ein Haus zu sehen.

Dann ging ein Schlagbaum auf der Straße auf und wir hatten ein Urlauberareal erreicht, welches sich am Strand des Chinesischen Meeres befand.

Wir waren in einem s.g. Workers Sanatorium untergebracht, ein riesiges Hotelzimmer mit Balkon.

Im Hotel spricht natürlich keine Sau englisch, aber alle haben das Handy mit der Sprachübersetzungsfunktion griffbereit. Das Essen steht in Form von nichtzubereiteten Mustern an der Seite auf einem riesigen Buffet – allerdings überwiegend Fisch und Krabbelzeug. Für die Franzosen mit Sicherheit ein Mekka, für uns existenzbedrohend.

Der Übersetzer lässt uns einen Ausweg finden, chinesische Nudelsuppe mit Beef und Budweis Beer. Unter einer Portion Nudelsuppe muss man sich eine riesige Terrine vorstellen, in der sich neben Gemüse und Fleisch Nudeln von ca. 1 m Länge befinden. Der Inhalt macht in Deutschland mindestens 4 Personen satt. Versucht man diese Suppe mit Stäbchen zu essen erzeugt man eine Riesensauerei am Tisch, was aber keinen zu stören scheint.

Das Budweiser Bier kommt vom Alkoholgehalt her gleich nach Wasser, so dass auch Angelika zum Biertrinker wurde.

Interessant ist auch die Variante, das Essen zu bezahlen. Die Kellnerin macht mir Zeichen ihr zu folgen ( Könnte auch total falsch verstanden werden ). Sie führt mich durch drei Korridore und wir gelangen zu einem Tresen, an dem eine Kassiererin sitzt, die mitgeteilt bekommt, war wir verzehrt haben. Dann erhalte ich von dieser eine Rechnung und die Sache ist beendet. Nach mir versucht ein Team getrennt zu bezahlen, eine fast aussichtslose Aktion.

An den kommenden Tagen bekomme ich noch ein paar Lektionen in moderner chinesischer Gastronomie. Wie wehrt man z.B. ab? In Deutschland durch ein dezentes Schild „Reserviert“. Nicht so in China. Dort räumt man einfach die Tische nicht ab. Als ich mich an einen nicht abgeräumten Tisch gesetzt hatte, geschah erst mal 10 Minuten gar nichts, dann wurde die Ecke, an der ich saß frei geschoben und dann kam endlich jemand, der meinen und nur meinen Tisch beräumte. Für die Kellnerinnen war ich mit hoher Wahrscheinlichkeit der Geisterfahrer.

Am Dienstag ist es soweit, wir fahren zum ersten Mal auf die Wettbewerbsstätte. Es stehen jede Menge kleine Busse bereit, die uns die vielleicht 5 km zum Strand auf einen Golfplatz fahren.

111 Teilnehmer aus 31 Ländern sind zum größten internationalen Rennen im Jahr 2019 angereist. Dazu kommt ein internationales Team aus Schiedsrichtern, Technikern und Computerspezialisten. Die Zahl der chinesischen Helfer ist enorm, überall sieht man ihre roten Jacken.

Übrigens Jacken – wir Teilnehmer bekommen ein weißes Kapuzenshirt, die Schiedsrichter werden mit einer gelben, sehr warmen Winterjacke ausgerüstet. Noch erkennt keiner die Bedeutung. Allerdings ist Angelika bereits am Abend darauf froh und glücklich über die wärmende Hülle.

Der Track ähnelt wieder einer riesigen Achterbahn in drei Ebenen - Grundebene, 3 und 6 m. Von Oben gesehen ähnelt die Bahn zwei Fischen, wen wundert es in dieser Gegend.

Daneben stehen riesige Zelte, die ausreichend Platz für alles bieten, Wettbewerberzelt, Schiedsrichterzelt, Gaststättenzelt, … . Ein Riesenaufwand, der in Deutschland so nicht denkbar, besser bezahlbar wäre. – na ja, nur die Besten.

Allerdings ist es ähnlich wie bei einer Messe. Es sieht am Dienstag nicht so aus, als wenn am Mittwoch etwas losgehen würde.

Auf Verlangen der Wettbewerber wird ein improvisiertes Training organisiert, da viele Teilnehmer aus Transportgründen die Copter zerlegt hatten und nun die Funktionsfähigkeit prüfen wollten.

Am Mittwoch ging es dann endlich richtig los. 12.00 Uhr Modellabnahme und 13.00 ganz 10 Minuten offizielles Training. Viel Zeit für Small Talk. Einzig Angelika hatte den ganzen Tag zu tun - na ja, nur die Besten!

Als wir das Wettbewerbsgelände verlassen tun wir das mit dem Bewusstsein, dass da noch viel zu tun ist.

Es gibt aber eben auch viele Chinesen und am Donnerstag sieht alles aus wie geleckt, Sicherheitskontrolle mit Chip am Handgelenk, alles gekehrt und geputzt. Strahlender Sonnenschein begleitet die Eröffnung und der Sonnenschein bleibt auch während der gesamten Wettbewerbszeit, jedenfalls bis 16.30 Uhr und erzeugt einen Temperaturwechsel von 20°C am Mittag auf gefühlte Minustemperaturen am Abend.

     

Die Eröffnung erfrischend kurz mit sehr viel Folklore und wenig offiziellen Reden.

Und dann beginnen die ersten Rennen und der Albtraum jedes Veranstalters. Das Zeitmesssystem versagt.

Man wollte es besonders gut machen, und setzte Transponder ein, die an jedem Modell mitgeführt werden mussten. Mit Sicherheit hatte man vorher getestet, aber vielleicht nicht bei den Geschwindigkeiten, die hier geflogen wurden. Wie auch immer, eine Pause wurde von der nächsten gefolgt. Viel zu spät stellte man auf das übliche Messverfahren der Geschwindigkeitsmessung auf Basis des Videosignales um, die Zeit war nicht mehr einholbar.

Wieder eine Nachtschicht für die Verantwortlichen, die alle Videoaufzeichnungen auswerten und daraus die Rennzeiten ermitteln mussten. Man spricht von 2 Stunden Schlaf.

Am nächsten Tag funktioniert alles einwandfrei, kleine Pannen kommen überall vor. Von den 5 Mitgliedern des deutschen Team haben 4 die Ausscheidungsrennen erreicht. In der Endabrechnung wird es Platz 5 in der Mannschaftswertung und bringt stolze 8.000 € Prämie.

Bis zum Finale geht es jetzt ganz nach Plan, der allerdings auf das Fernsehen abgestimmt ist. Ningbo-TV zeichnet auf und überträgt. Man kann die Bilder auch auf einer übergroßen Leinwand verfolgen – einerseits toll, andererseits macht das Warten nicht so richtig Spaß. Am Samstag steht fest, was eigentlich jeder wusste – Korea spielt in einer anderen Liga. Ein erster Platzt bei den Senioren und den Junioren, ein zweiter Platz bei den Frauen sichert natürlich auch den ersten Platz in der Mannschaftswertung. Dann folgen Australien und China. Mit Frankreich und Deutschland folgen die ersten europäischen Mannschaften.

Siegerehrung wieder knapp und dann folgt ein tolles Bankett, wieder mit viel Fisch und Krabbelzeug und natürlich auch Fleisch und Obst.

2020 wir es wieder nach China gehen, so der große Plan. Ob wir wieder dabei sein werden, wir werden es sehen. Auf jeden Fall war es eine tolle Erfahrung.