Drone Racing in Birmingham USA
DroneRace
ist nicht der Nabel der Welt, aber wir
dürfen mitspielen bei den WorldGames 2022 in Birmingham Alabama.
Nach einer etwas überraschenden Einladung als
Schiedsrichter habe ich mich also auf den Weg gemacht. Flug gebucht, drei
Mal umgebucht und war endlich an Ort und Stelle.
Am Infopoint auf dem Flughafen bekam ich ein lila
Band, alle anderen ein gelbes, keine Ahnung wieso. Der Shuttlebus brachte
mich zur Accreditierung und damit
wurde
es dann chaotisch: Vor mir eine
dänische Mannschaft einer unbekannten Sportart mit 22 anzumeldenden
Sportlern. Der Coach versuchte es en bloc, es wurde dennoch jede Karte
einzeln gesucht, ging durch gefühlt 10 Hände, bis schließlich ID-Karte und
Schlüssel ausgehändigt wurden.
Die
Unterkunft in einem Studenten-Wohnheim (Blount
Hall) lässt studentische Erinnerungen wach werden. Für den Luxus für zwei
Einzelzimmer einen Waschraum und eine Dusche zu haben, hätte ich zu meinen
Studentenzeiten viel gegeben.
Die erste Teambesprechung wurde neben den üblichen Absprachen dadurch mitbestimmt, dass zwei Schiedsrichter keine Koffer hatten - verschollen auf dem Weg nach Birmingham!
Dave,
der Verantwortliche aus den USA, verteilte T-Shirts
und Caps, aber das wurde zur absoluten Nebensächlichkeit, als die Männer Daves
Auto sahen – Verzückung pur.
Die Eröffnungszeremonie war eine echte Herausforderung mit Sauna-Feeling. Die Deutschen sind schon berüchtigt für sehr zeitiges Sammeln vor einer Veranstaltung, die Amis setzten da noch eins drauf: 16.30 Treffen in UAB – warten – 18.00 in den Bus – 19.00 Anstehen vor der Halle 20.15 Einmarsch ins Stadion – 20.30 Sitzplatz im Stadion – Show bis 22.30.
Die Show zeigte mit viel amerikanischem Feeling Geschichtliches zur Stadt Birmingham als Zentrum der Hüttenindustrie und Stahlerzeugung bis hin zur Universitätsstadt.
Mit viel
Musik
(von
Tubaorchester bis WorldGame-Orchestra) und Tanz (Von Breakdance bis
Akrobatik) und einem aufgedrehten Moderatorenteam entfaltete sich eine
farbenprächtige Show, die nach einem eindrucksvollen Drohnenschwarm mit
„Sweet Home Alabama“ endete.
Der
Freitag führte uns als erstes ins
Stadion, wo
noch die Überbleibsel der Eröffnung beseitigt wurden. Dann wurden die Gates
aufgeblasen, weit verteilt über die Tribünen, erfreulicherweise
offensichtlich genau nach Plan.
Das Stadion liegt unmittelbar in der Einflugschneise
vom Birmingham Airport, das sollten die
Piloten
beachten, naja ich denke,
die Kollisionsgefahr hält sich in Grenzen. In Deutschland wäre das sicher
nicht möglich.
Das Pilotenbriefing und auch die Regelbelehrung am
Samstag zogen sich ein wenig in die Länge, weil sich die Herren gern mal ins
Wort fielen, das machte die Sache nicht klarer. Zum Glück wissen die Piloten
auch so schon Bescheid.
Am
Abend hat uns Dave in ein typisch amerikanisches
Restaurant eingeladen. Am Eingang gab es eine namentliche Liste, wer
draufstand erhielt ein gelbes Armband und zwei blaue Tickets. Das Bandel
berechtigt zum essen und trinken und die Tickets sind für zwei alkoholische
Getränke. Da es keinen Rotkäppchen-Sekt gab, habe ich meine noch.
Am Samstag sollte es dann mit Training und
Qualifiing weitergehen, dauerte zwar, ging aber dann doch weiter.
Die Schiedsrichter erhielten IPads in Farbeinheit zum Pilotensitz, seltsamerweise bekam ich sofort pink zugewiesen, das wollten die Herren wohl nicht.
Die iPads waren mit einer vielversprechenden
Software ausgerüstet, die unmittelbar nach dem Flug ein Review ermöglicht,
das erleichtert die Sache enorm. Aber es war dann doch nicht so einfach,
Die Schiedsrichterarbeitsplätze waren nicht in
Sichtweite zu den Piloten, das wurde moniert und geändert. Das war aber für
Mensch und Technik verhängnisvoll. Das schattenspendende Pilotenzelt hätte
ja
Schiri und Technik vor der Sonne bewahrt. Dass das jetzt fehlte, nahm die Technik übel, also
dann doch
Schiris ums Eck und in den Schatten.
Da
waren es zwar auch noch kuschlige 42°, aber was
uns nicht umbringt….
Vor lauter Technikplanung hat leider niemand daran
gedacht, dass Piloten und sonstige Menschlein auch mal was zu essen
brauchen, Verpflegung gibt es im Athletendorf, aber da waren wir nicht. Auf
Betreiben der FAI-Leute gab es dann doch 16.00 Pizza.
Dass
eine große
Stadionleinwand super Bilder an das etwas spärlich vorhandene Publikum
schickte war schon toll, leider gab es aber nicht nur Bild, sondern auch
sehr viel Ton in Form von lauter Musik und ununterbrochenen Moderation von
zwei überdurchschnittlich sprechbegabten jungen Männern. Das forderte die
Konzentrationsfähigkeit doch ganz schön heraus. (Gefühlt alle habe Stunde
hörten wir Lynyrd Skynyrd mit Sweet Home Alabama)
Es wurden dann die
Trainingsrunde und die ersten zwei Qualidurchgänge geflogen,
Dann
kam eine Unwetterwarnung und in Windeseile war die
Technik weggeräumt und alle Personen in den Stadiontunnel verfrachtet. Es
ergoss sich eine Sintflut mit Sturm und Gewitter, die auch das Pilotenzelt
mit sich riss. Die angekündigten Busse kamen erst nach 2 Stunden, da die
Innenstadt unter Wasser stand. Aber alles löste sich dann in Wohlgefallen
auf, Bus kam, Regen ließ nach und zum Abendessen kamen wir auch noch.
Am
Sonntag wurde dann erstmal das Stadion
trockengefönt und die Piloten in einen Raum in den Stadionkatakomben
umquartiert. Die waren erfreut, denn der Raum war klimatisiert.
Die
Schiris nahmen ihre nicht klimatisierten Plätze
ein und es ging dann auch sehr gemächlich los, was bei einem Starterfeld von
32 Piloten auch keine Katastrophen auslöste, wir warteten geduldig auch auf
die Piloten, die erst schnell nochmal was essen mussten.
Es zeigte sich dann auch, dass der Track sehr schnell war. Spitzenleute flogen Rundenzeiten unter 20s, das sind mehr als 100 km/h. Das ist aus Pilotensicht so, als wenn man mit einem Auto mit 100 km/h durch ein Garagentor fährt, das man aber erst 1 Sekunde zuvor sieht!
Mit dem Finale
mussten wir dann auf Dunkelheit warten, sonst hätte man die farbige Stadion-
und
Trackbeleuchtung nicht gesehen. Da es heute schon 14.00 Pizza gab, war
es auch nicht so schlimm, dass wir im Athletendorf nach 22.00 kein Essen
mehr bekamen, man soll ja auch nicht so spät essen.
Das Finale flogen dann Killian Rousseau (FRA), Pawel Saszszak (POL) und Alejandro Zamora (ESP) und beendeten es in dieser Reihenfolge.
Eine farbenprächtige Siegerehrung schloss dieses Event
gebührend ab.