Faustdicke Überraschung beim Daimler-Meeting

Ein Bericht von Frank Mühling
Fotos:
Mühling privat

 

 

Eine Überraschung wurde angekündigt – auf dem neuen Test- und Prüfgelände der Daimler AG in Immendingen. Über 300 Daimler-Mitarbeiter aus der ganzen Welt waren angereist zur „Global Communicators Conference 2018“ – einem Treffen der Presseleute von allen fünf Kontinenten. Denen musste man schon etwas bieten. Einen DTM-Rennwagen, der ausgeloste Teilnehmer über die Strecke chauffierte, konnte man irgendwie erwarten. Aber dass auf einmal eine Kunstflugmaschine erschien und ein spektakuläres Display in den Himmel zauberte, war doch erstaunlich. Und es saß auch nicht irgendjemand im Cockpit der zweisitzigen Extra 330. Nein, es war Matthias Dolderer, Red Bull Air Race Weltmeister von 2016. Eingeweiht waren nur eine Handvoll Leute. Ich wusste es von meinem langjährigen Wegbegleiter Wolfgang Zanker, der die Aktion organisiert hatte. Er ist beim Daimler als Pressesprecher schon seit Mitte der Neunziger tätig. Als leidenschaftlicher Pilot und Besitzer einer echten Piper PA 18 kämpfte Zanker für seine Idee. Schon im Frühling hatte er mich in seine Pläne eingeweiht. Nicht nur von einer Flugshow war die Rede. Auch eine Landung war geplant. Mutig! Denn auf dem über 500 Hektar großen Testgelände, das erst im September offiziell eröffnet werden soll, war noch nie ein Flugzeug gelandet. Wieso auch? Also musste Zanker einige Hürden aus dem Weg räumen. Etwa seinen Chef begeistern und natürlich die Projektleiter der Mega-Baustelle. Die Werksfeuerwehr herbeiordern. Oder den Verantwortlichen des Regierungspräsidiums Stuttgart überzeugen. Dass genau diese keinen Spaß verstehen, wissen wir ja selbst. Ziemlich bescheiden auch, dass der Himmel an diesem Juni-Mittwoch mit dicken grauen Wolken verhangen war. Ob Dolderer von seinem Heimat-Flugplatz Tannheim bei Memmingen überhaupt starten könne, war lange fraglich. Doch das Glück war auf Zankers Seite. Dolderer kam und turnte herum, die Zuschauer staunten nicht schlecht, zückten ihre Firmen-iPhones und filmten wie wild. Nach ein paar Minuten Loopings, Rollen, Turns und anderen Figuren war es dann soweit. Dolderer kam perfekt auf die improvisierte Landbahn angeslipt. Landeklappen hat so ein Kunstflugzeug bekanntlich nicht. Der schräge Anflug sorgte bei den meisten Zuschauern für fragende Gesichter. Eine perfekte Landung auf der riesigen Asphaltfläche beendete das Display. Kaum war die Kabine offen, wurde der 47jährige Allgäuer mit kräftigem Applaus von den Daimler-Leuten empfangen. Winkend und grinsend schwang sich Dolderer aus dem Flugzeug und mischte sich unters Volk. Geduldig beantwortete er alle Fragen. Geplaudert wurde natürlich auf Englisch – ob mit russischem, italienischem, australischen oder schwäbischen Akzent: Wie hoch kann das Flugzeug fliegen? Wie schnell und wie viel PS? Warum wird einem schlecht bei zu hoher G-Belastung? Kann ich eine Runde mitfliegen? Warum ist das Flugzeug eben rückwärts vom Himmel gefallen? Wie viele Flugzeuge haben Sie? Sofort fiel auf: Dolderer hat rein gar nichts von einem Superstar. Keine Arroganz, keine Allüren. Selfies? No Problem, gerne. Ich kenne ihn schon seit ein paar Jahren und finde, er hat seine sympathische Art bewahrt. Weltmeister hin oder her. Nach einer halben Stunde Fragen, Antworten und Smalltalk ging es wieder rein in die Wolken. Maschine in Startposition gebracht, den 315 PS starken Lycoming Sechszylinder-Boxer auf Höchstdrehzahl gebracht und Bremsen gelöst. Roooooaaaaar und weg. Mein Bekannter Zanker? Zeigte sich überaus erleichtert. Und stolz. Zu Recht, gut gemacht, Wolfgang!